20/10/2024 0 Kommentare
Die Leistung der Frau in der Kultur
Die Leistung der Frau in der Kultur
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Die Leistung der Frau in der Kultur
Zu deutsch: "Die klägliche Leistung der Frau"
.... so beginnt eines der Gedichte von Mascha Kaléko, das Claudia Wulf aus Lüdinghausen in der "Musikalischen Lesung über Mascha Kaléko" des Duo ReziPian am 20. Oktober 2024 in der Christuskirche im Rahmen der "Kulturkirche 2024" rezitierte. Mal heiter, mal melancholisch wurden die Gedichte der jüdischen Lyrikerin vorgetragen. Begleitet und untermalt wurde die Lesung von Liedern und Kompositionen der 1920er und 1930er Jahre durch Andrea Sauer aus Nordkirchen. Sie hatte Musikstücke von jüdischen bzw. Komponisten, die den Nationalsozialisten fern standen ausgewählt, u.a. Charlie Chaplin und Comedian Harmonists, die sie sehr virtuos auf dem Piano vortrug. Die Lieder untermalten die Stimmung der gehörten Texte auf wunderbare Weise.
Als roter Faden zogen sich die Phasen des Lebens der Künstlerin durch die Lesung: Kaléko lebte in den 20er und 30er Jahren des 20. Jh. in Berlin und musste aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit vor einer grausamen Diktatur aus Deutschland fliehen. Sie kam mit einem Schiff nach Amerika und erlebte dort große Armut. Aus bitterem Emigrantenleben werden Töne angeschlagen, die sehr berührten:
"... Fremde sind wir nun im Heimatort.
Nur das "Weh", es blieb.
Das "Heim" ist fort." (aus "Heimweh, wonach")
Zu allen Lebensstationen hat Kaléko Gedichte geschrieben. Ihre Verse verdanken ihren Charme einer ganz eigenen Mischung aus romantischer Ironie, liebender Innigkeit und politischer Schärfe. Auch ihrem Sohn Evjatar Alexander, der mit 31 Jahren in Amerika durch ein Krankheit starb, widmete Kaléko Gedichte.
1960 siedelte die Dichterin nach Jerusalem über. Im selben Jahr lehnte sie den Theodor-Fontane-Preis ab, weil in der Jury ein ehemaliges SS-Mitglied saß. Claudia Wulf bedauerte, dass dies dazu beitrug, dass Kaléko relativ unbekannt ist und möchte mit ihren Lesungen dazu beitragen, diese großartige Lyrikerin bekannter zu machen.
Die Leistung der beiden kulturschaffenden Frauen des Duo ReziPian war jedenfalls in keinster Weise kläglich. Das Publikum war berührt und begeistert, am Schluss gab es Standing Ovations. Pfr. Thorsten Melchert und Gudrun Schlaphorst bedankten sich mit einer Flasche Kirchwein. Und zum guten Schluss durfte eine Zugabe nicht fehlen: Die Klänge von "Ein kleiner grüner Kaktus" und das Gedicht "Sozusagen grundlos vergnügt" bildeten einen heiteren Abschluss der sehr berührenden musikalischen Lesung.
Die nächste Veranstaltung in der Reihe "Kulturkirche 2024" wird das Konzert des Münsteraner Ensembles „mendels töchter“ sein, das am 17.11. Melodien des jüdischen Kantors Erich Mendel zum Klingen bringt, wieder am Sonntagnachmittag um 16.30 Uhr im Anschluss an das Café Gute Laune.
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